Yamaha Road Star Warrior

Als hätten Sie’s gewusst! Nachdem der Cruiser-Marktanteil in den letzten Jahren kontinuierlich in den Keller gefahren war, haben sich die Zulassungszahlen 2003 bei rund 10 Prozent stabilisiert. Nachdem die Road Star Warrior schon in der vergangenen Saison (2002) in den Staaten probegefahren werden konnte, ist sie in diesem Jahr auch in deutschen Prospekten zu bewundern. 

 Dabei hatte Yamaha mit der XV 1600 A Wild Star schon einen Platz im Club der dicken V-Cruiser belegt. Aber der neue Breitreifer zielt mit seiner leicht aggressiven Ausstrahlung auf eine andere Zielgruppe. Während sich die Wild Star und die meisten Konkurrenten verkrampft darum bemühen, die amerikanische Harley-Vorlage noch originaler zu kopieren, geht die Warrior optisch ihren eigenen Weg.

Das beginnt mit den Instrumenten, die nicht wie gewohnt in einer Tankkonsole beheimatet sind und endet bei dem mit 165 mm wohl dicksten Schalldämpfer dieser Fraktion. Und damit der fette Cruiser nicht an der Ampel von jedem schnöden Käfer-Nachbau abgehängt wird, haben die japanischen Techniker das ursprüngliche Wild-Star-Triebwerk mit 70 Kubikzentimeter mehr Hubraum und einer elektronischen Benzineinspritzung aufgemotzt. Daneben wurden noch größere Ventile, optimierte Kipphebel und eine schärfere Nockenwelle implantiert. Mit 84 Pferdestärken zurren jetzt gleich beachtliche 21 Mehr-PS am wartungsfreundlichen, sauberen und geräuscharmen Zahnriemen. Mit dieser Leistung und dem brutalen Drehmoment von 144 Newtonmetern katapultiert ein echter Biker das vollgetankt schlapp 300 Kilogramm schwere Trumm in gut 4 Sekunden von 0 auf 100 km/h.

Bis voriges Jahr hatte Yamaha Deutschland noch die V-Max im Programm. War auch so ein Macho-Bike mit viel Dampf, aber aus vier V-förmig angeordneten Zylindern und läppischen 101 Nm Drehmoment. Auch hier warten die Fans immer noch auf eine Neuauflage. Auf dem Hinterrad der Road Star Warrior sitzt mit dem 200er Pneu ein Reifen, den wir in dieser Dimension serienmäßig bisher nur von großvolumigen Sportbikes kannten. Vorn richtet’s ein schmaler 120er Schlappen. Recht sportlich agiert die Upside-down-Gabel, die mit 135 mm Federweg für Komfort sorgt. Hinten kommt eine Aluminium-Schwinge aus Rechteckprofilen zum Einsatz und das Ganze stützt sich über ein unterhalb des Motors liegendes Federbein mit 110 mm Federweg gegen den Rahmen ab. Unter dem Blechkleid feiert ein leichter Doppelschleifen-Rahmen aus Aluminium Premiere im Cruiserbau  Nach dem Druck aufs Knöpfchen springt der dicke V2 grollend an und bollert danach so untertourig vor sich hin, dass man jeden Hub zu unterscheiden meint. Zu dieser klassischen Cruiser-Musik schwingen die Lenkerenden lustig zentimeterweit im Takt mit. Nach dem Einlegen des ersten Gangs beschleunigt der Cruiser schon aus dem Standgas mit geradezu unheimlicher Wucht sauber bis in den Drehzahlbegrenzer, der schon bei etwa 5.000 Umdrehungen in der Minute materialschonend eingreift. Aufgrund der langhubigen Triebwerkauslegung kann die Road Star Warrior sehr schaltfaul bewegt werden,immerhin liegen praktisch schon ab Standgasdrehzahl satte 130 Newtonmeter Drehmoment an. Im Prinzip ist daher fast jede Verkehrssituation mit dem fünften Gang zu meistern. Am entspanntesten cruist es sich aber zwischen 2.000 und 3.000 Umdrehungen. Das Getriebe lässt sich unproblematisch bedienen. Um den Drehmomentberg zu bändigen, braucht es starke Kupplungsfedern, und so monierte unser Fotomodell Danni die am Kupplungshebel einzusetzende Kraft. Der Pilot findet einen komfortablen Sitz vor, einen perfekten Knieschluss am Tank verhindern rechts und links die verchromten Airboxverkleidungen. Für den hinteren Notsitz wird es schwierig werden eine Sozia zu finden, die den Fahrer auf größeren Touren begleitet. Der riesige, hochgelegte Schalldämpfer bedingt außerdem einen spitzen Kniewinkel und bestraft unvorsichtige Passagiere mit Brandblasen. Am Tag sind die spiegelnden Instrumente schlecht ablesbar. Beim Tachometer sind die Meilenangaben einigermaßen zu erkennen, für die parallele Kilometerskala benötigt man eine Lupe. Dafür sorgt nachts eine wunderschöne fernlichtblaue Beleuchtung für Freude. Sobald sich die Road Star Warrior in Bewegung setzt, sind die 297 Kilo Fahrzeugmasse vergessen. Der Cruiser lässt sich leicht und unkompliziert durchs Verkehrsgewühl steuern. An der Ampel haben auch kleinere Zeitgenossen aufgrund der niedrigen Sitzhöhe von 715 Millimetern nie Probleme, beide Füße mit der ganzen Sohle sicher auf den Asphalt zu stemmen; das schafft Vertrauen. Auf der Landstraße ist der Cruiser durch nichts aus der Ruhe zu bringen und die für diese Spezies sehr komfortabel ausgelegten Federelemente bügeln das Kopfsteinpflaster der nächsten Dorfdurchfahrt problemlos glatt. Trotzdem Cruiser grundsätzlich nicht zur Kurvenhatz zusammengeschraubt werden, überzeugt die Road Star Warrior mit einer recht ordentlichen Schräglagenfreiheit. Der überfette 200er Hinterradreifen kostet beim Einlenken Kraft und Unebenheiten in Schräglagen bringen schnell Unruhe in das ansonsten stabile Fahrwerk. Die Bremselemente mit den einteiligen Bremssätteln wurden zuerst erfolgreich am Yamaha-Supersportler R1 eingesetzt. Am neuen Einsatzgebiet müssen sie erheblich mehr Masse verzögern und lösen diese Aufgabe mit etwas mehr Handkrafteinsatz recht gut. 

Mit dem ausgewogenen Powercruiser Road Star Warrior hat sich Yamaha in der Spitzengruppe in diesem Marktsegment zurückgemeldet.


 

Moto Guzzi Breva Detail

Die Instrumente leuchten nachts im wunderschönen Fernlicht-Blau.

 

Moto Guzzi Breva Detail

Die verchromten seitlichen Airboxverkleidungen verhindern den perfekten Knieschluss am Tank.

 

Moto Guzzi Breva Detail

Das Hinterrad wird von einem leisen, wartungsarmen und sauberen Zahnriemen angetrieben.

 

Technische Daten: Yamaha Road Star Warrior

Motor:

Luftgekühlter 48-Grad-Zweizylinder-Viertakt-V-Motor, zwei zahnradgetriebene untenliegende Nockenwellen, vier über Hydrostößel, Stoßstangen und Kipphebel angesteuerte Ventile pro Zylinder, Trockensumpfschmierung, elektronische Saugrohreinspritzung mit 40 Millimeter Drosselklappendurchmesser, digitale Zündung, Sekundärluftsystem, E-Starter.

Hubraum:

1670 ccm

Leistung:

62 kW (84 PS) bei 4.400 U/min

Max. Drehmoment:

135 Nm bei 3.750 U/min

Verdichtungsverhältnis:

8,3 : 1

Höchstgeschwindigkeit:

185 km/h

Beschleunigung:

Von 0 auf 100 km/h in 4,2 sek

Kraftübertragung:

Primärantrieb über Zahnräder, bowdenzug-betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Fünfganggetriebe, Zahnriemen zum Hinterrad.

Fahrwerk:

Aluminium-Doppelschleifen-Rohrrahmen, vorn in der Federvorspannung verstellbare Upside-down-Gabel mit 41 mm Gleitrohrdurchmesser und 135 mm Federweg, hinten Zweiarmschwinge aus Aluminiumprofilen, über Hebelsystem angelenktes, in Federvorspannung und Zugstufendämpfung verstellbares Zentralfederbein mit 110 mm Federweg.

Bremsen:

Vorn 298 mm-Doppelscheibenbremse mit schwimmend gelagerten Bremsscheiben und Vierkolbensätteln, hinten 282 mm-Einscheibenbremse mit Einkolbensattel.

Räder: 

Leichtmetall-Gussräder, vorn 3.50 x 18, hinten 6.00 x 17 

Bereifung:

Vorn 120/70 ZR 18, hinten 200/57 ZR 17 

Sitzhöhe:

715 mm 

Elektrik:

12 V, Drehstromlichtmaschine 430 W, Batterie 12 Ah 

Gewicht:

Vollgetankt 297 kg 

Zuladung:

183 kg 

Verbrauch:

Ca. 6,5 Liter Normalbenzin auf 100 km Fahrstrecke

Tankinhalt:

15 Liter

Preis:

15.300,- Euro plus Nebenkosten


Urheber: Unbekannt