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Tieferlegen


Soll das Heck gen Himmel gereckt oder dem Erdboden näher gebracht werden, gibt es verschiedene Ansätze. Besitzer von Stereofederbein-Mopeds müssen da tief in die Taschen greifen und längere bzw. kürzere Federbeine kaufen. Aber was kümmert uns Warrior-Fahrer deren Elend. Wir haben eine Monofederung mit Umlenkhebel und können uns die Sache leichter und günstiger machen. Dazu machen wir uns die geometrischen Eigenschaften des verbauten Systems zu Nutze. Knochen sind nicht nur was für Hunde Was ist ein Umlenksystem überhaupt, und wie funktioniert es? Die Hebelei an der Schwinge hat gleich zwei Daseinsberechtigungen. Erstens ist die platzsparende Verlegung des Federbeins unabhängig von der Lage des Schwingenkörpers. Zweitens erzeugt sie eine Progression beim Einfedern. Das bedeutet, dass sich die Kraft am Federbein nicht linear aufbaut, sondern dynamisch. Auf den ersten Zentimetern weich und mit zunehmendem Weg dann straffer.

Der längere Hebel

 

Wer lang hat, kann tief hängen lassen. Die Hebel werden auch Knochen genannt, was angesichts der Kontur nicht von der Hand  weisen ist. Mit der Länge der Knochen bestimmt man, von der Fahrbahnoberfläche her gesehen, die Höhe des unteren Federbeinlagers und damit auch die Position der Schwinge im Verhältnis zum Rahmen. Ein kürzerer Knochen stellt die Schwinge steiler und hebt das Heck der Sonne entgegen. Längere Knochen dagegen legen die Warrior tiefer. Der Zubehörmarkt bietet da einige Tieferlegungskit’s mit Knochen an. Wer genau weiß, was er will, besorgt sich Knochen mit einer festen Länge (nur ein Loch). Will man
die Tieferlegung flexibel gestalten, sollte man Knochen mit variabler Länge verwenden. Für andere Motorräder gibt es Knochen mit mehreren Löchern. So etwas habe ich für unsere Maschine noch nicht gesehen. Noch eine Spur eleganter und flexibler ist die stufenlos verstellbare Variante. Diese besteht aus je einem Gelenkkopf mit Rechts- und einem mit Linksgewinde. Verbunden sind beide über einen Innengewinde-Sechskant. Durch drehen das Mittelstücks werden beide Gelenkstücke entweder nach innen oder außen geschraubt. Diese Variante gibt es von Baron (USA). Vorteil dieser Knochen, wenn ihr mal die Höhe/Tiefe ändern wollt, könnt ihr dies ohne die Schwinge ausbauen zu müssen. Bei den Knochen mit mehreren Bohrungen muss jedes Mal die Schwinge ausgebaut werden. Die oben abgebildeten Knochen habe ich für meinen Bock in
Amerika gekauft. HM-Deluxe bietet für die 1600 auch Knochen an. Die sollen auch an
unsere Warrior passen.

Auf dem Bild könnt ihr die originalen zusammen mit meinen neuen Knochen sehen. Für eine Tieferlegung müssen die neuen Knochen nur minimal länger sein als die Originalen.

So sieht das Federbein im eingebauten Zustand aus. An der unteren Öse des Umlenkhebels wird mittels eines Bolzens die Schwinge montiert. Umlenkhebel und
Knochen bestimmen die Position (Höhe) des unteren Federbeinlagers. Und somit auch die Neigung der Schwinge.


Umlenkhebel
Eine weitere Möglichkeit, unsere Warrior tiefer zu legen, ist ein anderer Umlenkhebel. Diesen gibt es ebenfalls von Baron. Der originale Umlenkhebel muss einfach gegen diesen getauscht werden.

Man kann auch den originalen Hebel drehen. Dazu muss er aber zuvor noch bearbeitet werden. Es muss etwas Material abgetragen werden, damit er nicht am Federbein ansteht. Diese Modifikation dauert ca. 20 Minuten und kostet nichts. Auf dem Bild kann man sehen, wie viel abgetragen werden muss. Mit einer Flex geht das ziemlich schnell. Am Schluss sollte das Ganze noch lackiert werden, damit der böse TÜV-Onkel es nicht sieht und uns den Spaß verdirbt. Unten könnt ihr schön den Unterschied zwischen den Einbauarten sehen.

Das linke Bild zeigt den Umlenkhebel in normalen Zustand, das rechte in gedrehtem. Man sieht hier genau, warum etwas Material abgetragen werden muss. Die Stabilität des Umlenkhebels sollte auch nach dem Umbau noch ausreichend sein. Wer der Sache nicht traut, kann ja die teurere Variante aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten wählen. Beide Tieferlegungsarten lassen sich auch kombinieren. Ich hatte den Umlenkhebel gedreht und die längeren Knochen eingebaut. Dabei kam die Warrior aber so tief, dass ich den Umlenkhebel wieder drehen musste. Der Reifen war knapp auf der Höhe der Fenderstruts. Da reicht der Federweg nicht mehr aus.

Luft in der Hose


Eine letzte Möglichkeit ist das Air Ride. Dies ist m.E. die schönste Art der Tieferlegung. Das Air Ride System ist eine Luftfederung. Sie ersetzt das komplette Federbein und lässt sich stufenlos verstellen. Beim Abstellen wird die Luft abgelassen und das Heck fährt bis zum Reifen herab. Sieht natürlich Geil aus, lässt sich aber beschissen
fahren. Daher wird zum Fahren das System wieder mit etwas Luft gefüllt und das Heck fährt wieder hoch. Auch kann man die Federung etwas härter einstellen, wenn`s mal wieder etwas sportlicher sein muss. Oder aber Butterweich für die älteren Herren.
Das ganze kann man auch mit einer Fernbedienung kombinieren. Die Show ist damit auf deiner Seite. Leider werdet ihr das dem TÜVOnkel nicht verheimlichen können.


Selbst ist der Mann
Nun habe ich euch über die Möglichkeiten der Tieferlegung berichtet. Jetzt will ich euch aber auch noch verraten, wie das Federbein aus- bzw. eingebaut wird. Dazu eine kleine Schritt für Schritt Anleitung:


Hinterrad demontieren:
1. Zur Entlastung des Reifens ein Brett darunter legen.
2. Steckachsenmutter (27mm) lösen und diese herausziehen. Falls es etwas schwer geht, etwas mit einem Gummihammer nachhelfen.
3. Steckachse mit beiden Riemenspannplatten, Unterlegscheibe und Mutter wieder zusammensetzen und zur Seite legen (So geht nichts verloren).
4. Das Rad nach innen schieben und den Riemen vom Pulley zur Seite legen.
5. Die Halterung für die Hinterradbremse (24mm) lösen und Kolbenbremse abschrauben und vorsichtig von der Bremsscheibe ziehen.
6. Das Brett nun herausziehen und das Hinterrad herausziehen.
7. Distanzhülsen mit einem Draht an die Felge sichern (So geht nichts verloren).
Man kann auch auf das ausbauen des Rades verzichten, die Kolbenbremse muss trotzdem demontiert werden.


Schwinge ausbauen:
1. Schellen der Bremsleitung und vom Schlauch der zum Bremsflüssigkeitsbehälter führt lösen.
2. Den unteren Steckbolzen (19mm) lösen und herausziehen (der geht durch die untere Öse des Umlenkhebels).
3. Den Steckbolzen (27mm) lösen und herausziehen (der geht durch den Rahmen unterhalb der Soziusrasten).
4. Schwinge nach hinten herausziehen. Silberne Abdeckkappen des Schwingenlagers mit einem Draht sichern.



Federbein ausbauen:

1. Halterung der hinteren Bremspumpe lösen, damit man an die Mutter des Steckbolzens für das Federbein gelangt.
2. Steckbolzen (19mm) lösen und herausziehen.
3. Das Federbein kann nun herausgezogen werden.

Anleitung